Biomechanik und Kinematik
Das Schultergelenk (Articulatio glenohumeralis) ermöglicht eine größere Bewegungsfreiheit (ROM) der oberen Extremität. Dabei ist das Schultergelenk einerseits über dem Acromioclaviculargelenk, Sternoclaviculargelenk knöchern mit dem Rumpf verbunden, andererseits über dem Scapulothorakalgelenk muskulär dorsal am Rumpf fixiert. Eine Pathologie in diesem Gelenkkomplex führt zum Restbeschwerden nach einer endoprothetischen Gelenkersatzoperation. Daher sollte diese Pathologien mitadressiert werde
Das Glenohumeralgelenk wird aus dem Glenoid und dem Humeruskopf gebildet. Das Glenoid weist im proximalen Anteil eine Abflachung der Gelenkfläche auf und ermöglicht somit eine Translation des Humeruskopfes nach ventro-cranial bei der Abduktion des Armes. Durch den Kraftvektor des M. supraspinatus wird der Humeruskopf gegen das Glenoid gedrückt. Die Gelenkfläche des Glenoids weist im Zentrum eine dickere Knorpelschicht auf als in der Peripherie, um diesen Anpressdruck des Humeruskopfes standhalten zu können. Im distalen Anteil weist das Glenoid eine konkave Gelenkfläche auf. Die Gelenkpfanne wird durch das Labrum glenoidale erweitert. Die Gelenkfläche des Glenoids ist 1/4 kleiner als der des Humeruskopfes. Dieses Missverhältnis der Gelenkpartner ist maßgebend für den größeren ROM des Schultergelenkes. Die Inkongruenz der Gesamtgelenkfläche und der Größe des Glenoids führt konsekutiv zu einer Instabilität des Gelenkes. Die Gelenkkapsel und die Ligg. glenohumeralia bieten dabei als passive Stabilisatoren eine untergeordnete Rolle. Erst durch das Einwirken bzw. Zusammenspiel der Rotatorenmanschette (aktive Stabilisator) mit seinen Agonisten und Antagonisten wird eine vollständige Gelenkstabilität erreicht. Zudem zentriert die Rotatorenmanschette den Humeruskopf im Glenoid.
Das proximale Ende des Humerus mit dem Tuberculum majus und minus dient als Ansatz für die Sehne der Rotatorenmanschette (M. supraspinatus uns M. subscapularis). Bei der Implantation einer anatomischen Schulterprothese sollte diese rekonstruiert werden, um die Schulterfunktion wiederherzustellen.
Die lange Bizepssehne verläuft im Sulcus intertubercularis, dabei dient der Humeruskopf als Hypomochlion. Bei der Implantation einer inversen Schulterprothese wird die Sehne cranial nah an seinem Ursprung durchtrennt, um eine Irritation bzw. ein Impingement zu vermeiden.